"Wie ihr wünscht, euer Gnaden", antwortet ihr der Torwächter. "Wenn es sonst nichts gibt, dass unsere Aufmerksamkeit verlangt wünschen wir euch eine gute Reise", fügt sein Kollege hinzu.
Praiala verabschiedet sich förmlich und setzt ihren Weg fort. Hinter dem gewaltigen Torbogen des Puniner Tores passiert sie den Hof der Wach- und Zollstation. Die Zollwache nickt ihr müde zu, macht sich aber ob ihres Ornates der Garether Praioskirche, trotz ihres befremdlichen Zustands, nicht die Mühe sie anzusprechen.
Als sie die Zollstation hinter sich gelassen hat und der Puniner Straße nach Norden folgt steigt Praiala wieder in den Sattel. Obwohl das Arenaviertel der ärmste Teil der Altstadt ist erkennt man doch den großen Unterschied zum Südquartier an den Häusern, den Auslagen der Geschäfte und der Kleidung der Bürger.
An der Adlerstraße biegt sie Richtung Osten ab und passiert das Immanstadion das mit seinen steinernen Tribünen noch über die Dächer der Garether Altstadt hinausragt.
Patroullierende Stadtwachen und geschäftiges Treiben beherrschen selbst zu dieser Nachtstunde den mit Straßenlaternen beleuchteten Arenaplatz, das Zentrum des Viertels.
Am Stadion vorbei reitet Praiala in die Rohal-Allee die nach Osten leicht ansteigt und sie auf die Tempelhöhe führt. Dieses im Südosten gelegene Stadtviertel rund um Hesinde- und Rahjatempel zieht seit je her Künstler und Wissenschaftler von tadellosem Ruf an. Viele Gebäude zeigen ornamentale Kunst aus der Rohalszeit, Spruchbalken an Häuserfronten und Büsten erinnern an Weisheiten vergangener Zeit. Bänke, beschauliche Brunnenplätze und kleine Haine laden bei Tage zum Dichten, Diskutieren, Grübeln wie auch zum leichten Leben bei Gesang und Wein ein. Zu dieser Nachtstunde finden sich hier wenige Spaziergänger, nur einige junge Pärchen aus reichen Garether Familien die in warmen Pelzmänteln die traute Zweisamkeit im Tanz der Schneeflocken genießen.
Der Pentagontempel, die bedeutendste Sakrale des Hesindekultes Garetiens ragt mit seiner meisterhaften Kuppel umgeben von einem Kreis aus 20 Blutulmen hoch empor in den nächtlichen Himmel. Der Ort strahlt gerade zu dieser späten Stunde eine besondere Stille und Gelehrsamkeit aus.
Vorbei am Hesindeplatz erreicht Praiala schließlich den Admiral-Sanin-Bogen und das dort gelegene Hotel Handelsherr. In diesem zugegebenermaßen teuren Hotel ist Praiala mit ihren Gefährten schon seit einigen Monden eingemietet. Das Hotel dient vielen Spitzeln, Höflingen und Gerüchteschmieden als Treffpunkt, ein Umstand der der Gruppe gelegentlich nützte um rasch an Informationen zu gelangen.
Da das Handelsherr über einen eigenen Mietstall verfügt stellt Praiala zuerst einmal das Pferd unter. Der Stallmeister wird des Nachts nur von einem Stallknecht vertreten, dieser erkennt die Geweihte, belästigt sie aber nicht mit Fragen bezüglich ihres nächtlichen Treibens sondern kümmert sich unverzüglich um das edle Reittier.
In der holzgetäfelten Empfangshalle jedoch wird sie sogleich von einem Pagen mit einer Flut von Fragen bedrängt denn ihre unerwartet lange Abwesenheit und die Besorgnis ihrer Gefährten haben auch beim Hotelpersonal schnell die Runde gemacht.
Sie erfährt, dass sich derzeit nur einer ihrer Freunde im Handelsherr befindet, der zyklopäische Zauberer Dariÿon Karadimas.
Praiala trägt dem Pagen auf ihr etwas zu Trinken und zu Essen auf das Zimmer zu bringen, nebst einem Krug warmen Wassers und sauberen Tüchern um sich zu reinigen. Einen Badezuber zu füllen wird mehr Zeit in Anspruch nehmen und so lässt die Geweihte dies für den nächsten Tag vorbereiten.
Ihrem Freund Dariÿon steht die Erleichterung ins Gesicht geschrieben als er Praiala sieht. Er umarmt sie und überschüttet sie mit einer Unzahl von Fragen. Die Geweihte beantwortet ihm nur die wichtigsten, denn sie ist viel zu erschöpft und als der Page ihr das Essen auf das Zimmer bringt müssen weitere Antworte ohnehin warten.
Praiala fällt wie ein wildes Tier über das Essen her, doch ihr Magen macht ihr schnell klar, dass sie vorsichtig sein muss.
In der Zwischenzeit konzentriert sich der Zauberer darauf eine magische Gedankenbotschaft an ihren gemeinsamen Freund, den maraskanischen Magier Tejeran von Sinoda, zu senden. Als er dies beendet hat erklärt er Praiala, dass Tejeran bereits seit Tagen beinahe ununterbrochen in der Gestalt eines Roten Marans, eines großen, maraskanischen Greifvogels, die Dämonenbrache überfliegt und nach ihrer verschollenen Freundin absucht. Nun da ihre Gefährtin aufgetaucht ist wird er bald zurückkehren, doch zuvor fliegt er die Straßen nach Süden und Westen entlang der Brache ab um ihren anderen Gefährten, den Ritter Alawin von Rabenstein und die Zwergin Xolame Tochter des Xolrosch zu finden. Denn beide suchen so wie ihre Freundin Idrasmine die Straßen entlang der Brache ab und befragen Passanten und Dorfleute in der Hoffnung ein Zeichen von Praiala zu finden.
Nach dem Essen zieht Praiala sich zuerst einmal um und wäscht sich, wobei sie mit nassen Haaren vor dem Kachelofen der Suite der Helden vor Erschöpfung einschläft.
Im Hotel Handelsherr, Gareth, Mittelreich
Ihre Freunde sind allesamt zurückgekehrt und so frühstückt sie im Kreise ihrer Gefährten die überglücklich sind sie wohlbehalten wiedergefunden zu haben.
Nun ist auch die Zeit Fragen zu beantworten und von ihren Erlebnissen zu berichten.